Vom 10. bis 14. Juni 2024 findet die Aktionswoche der Schuldnerberatung in ganz Deutschland statt.
„Buy now – Inkasso später“ lautet das Motto der Aktionswoche. In den letzten Jahren hat sich das “Buy Now, Pay Later” (BNPL)-Modell, also Kauf jetzt – zahl später, als beliebte Zahlungsoption etabliert, insbesondere bei Online-Einkäufen.
Im Landkreis Haßberge werden verschuldete Menschen seit vielen Jahren von der Caritas beraten. Die Schuldnerberaterinnen Karin Rosin und Michaela Maier kennen Klarna, PayPal, Otto Payments und andere aus ihrem Tagesgeschäft. Die Anbieter ermöglichen es Verbrauchern, Waren sofort zu erhalten und die Zahlung in Raten oder zu einem späteren Zeitpunkt zu leisten. Im Rahmen der Aktionswoche will die Beratungsstelle Aufklärungsarbeit betreiben. Obwohl diese Methode auf den ersten Blick attraktiv erscheint, birgt sie erhebliche Risiken und kann schnell zur Schuldenfalle werden:
- Verlockende Einfachheit: Die Möglichkeit, Käufe sofort zu tätigen und die Bezahlung aufzuschieben, kann dazu führen, dass Konsumenten ihre Ausgaben aus dem Blick verlieren. Die unmittelbare Befriedigung durch den Erwerb wird bevorzugt, ohne die langfristigen finanziellen Konsequenzen zu bedenken.
- Überschuldung: Viele Verbraucher*innen neigen dazu, mehrere BNPL-Dienste gleichzeitig zu nutzen, was zu einer Mehrfachbelastung führen kann. Ohne ein klares Bild über die Gesamtschulden verlieren sie schnell die Kontrolle über ihre finanzielle Situation.
- Hohe Gebühren und Zinsen: Wenn Zahlungen nicht rechtzeitig erfolgen, können hohe Gebühren und Zinsen anfallen. Diese zusätzlichen Kosten verschärfen die finanzielle Lage der Betroffenen und führen oft zu einem Teufelskreis aus zunehmender Verschuldung.
- Mangelnde Transparenz: BNPL-Dienste vermitteln häufig ein Gefühl der finanziellen Sicherheit, indem sie die tatsächlichen Kosten der Verschuldung verschleiern. Verbraucher unterschätzen oft die Höhe ihrer Schulden und die Auswirkungen auf ihre Bonität.
Die Worte Schuld und Schulden liegen nah beieinander. Auch deshalb klingt beim Thema Schulden oftmals ein moralischer Unterton mit. Wer überschuldet ist – so das weit verbreitete Vorurteil – kann nicht mit Geld umgehen und ist daher „selbst schuld“ an seiner Situation. Diese wirtschaftlich unzutreffende Stigmatisierung treibt viele Betroffene aus Scham in die soziale Isolation.
Daher ist absolute Diskretion die grundlegende Faustregel in der sozialen Schuldnerberatung der Caritas. Die Hilfesuchenden müssen darauf vertrauen können, dass ihr Schicksal in den vier Wänden der Beratungsstelle verbleibt. Schwer genug ist es für sie, überhaupt den Weg in die Beratungsstelle zu finden. Denn wer gibt schon gerne zu, dass er einen Schuldenberg hat, den man nicht mehr allein bewältigen kann.
Gleichzeitig zeigt das Beispiel des “Buy Now, Pay Later”-Modells, wie schnell Konsumenten in die Schuldenfalle geraten können. Es ist entscheidend, dass Verbraucher sich der Risiken bewusst sind und verantwortungsbewusst mit solchen Angeboten umgehen. Präventive Maßnahmen und eine fundierte Finanzberatung können dazu beitragen, Überschuldung zu vermeiden und langfristig eine stabile finanzielle Basis zu schaffen.
Die soziale Schuldner- und Insolvenzberatung des Caritasverbandes für den Landkreis Haßberge e. V. bietet umfassende Unterstützung für verschuldete Personen und Familien. Das Ziel dieser Beratungsstellen ist es, Menschen zu helfen, ihre finanzielle Situation zu stabilisieren, Wege aus der Verschuldung zu finden und langfristig einen schuldenfreien Zustand zu erreichen.
Die Schuldnerberatung der Caritas umfasst verschiedene Dienstleistungen:
- Erstberatung: In einem ersten Gespräch werden die persönliche und finanzielle Situation des Ratsuchenden analysiert. Hierbei werden alle Einnahmen und Ausgaben erfasst, um einen Überblick über die finanzielle Lage zu gewinnen.
- Budgetberatung: Die Berater helfen dabei, ein realistisches Haushaltsbudget aufzustellen. Ziel ist es, einen Überblick über die monatlichen Fixkosten und variablen Ausgaben zu bekommen und Einsparmöglichkeiten zu identifizieren.
- Schuldenregulierung: Die Schuldnerberatung unterstützt bei Verhandlungen mit Gläubigern, um Zahlungsvereinbarungen zu treffen oder Schulden zu reduzieren. In einigen Fällen kann auch eine außergerichtliche Einigung angestrebt werden.
- Insolvenzberatung: Sollte eine außergerichtliche Einigung nicht möglich sein, beraten die Experten der Caritas zu den Möglichkeiten eines Privatinsolvenzverfahrens. Hierbei werden die Betroffenen während des gesamten Prozesses begleitet und unterstützt.
- Präventive Maßnahmen: Neben der akuten Unterstützung bietet die Caritas auch Beratung im Vorfeld an, wenn durch eine absehbare Veränderung der Lebens- und Einkommenssituation eine Verschlechterung der Zahlungsfähigkeit befürchtet wird.
Kontakt zur sozialen Schuldner- und Insolvenzberatung im Landkreis Haßberge:
Caritasverband f.d.Lkr. Haßberge e.V.
Obere Vorstadt 19, 97437 Haßfurt
Tel.: 09521 691-0
E-Mail: sib@caritas-hassberge.de