Hausgemeinschaften für Senioren St. Anna, Hofheim

Der Caritasverband für den Landkreis Haßberge e.V. hat ein neues Angebot geschaffen: Die Hausgemeinschaften für Senioren. Die Hausgemeinschaften komplettieren das ohnehin schon differenzierte Angebot in St. Martin. Damit hat der Caritasverband einen weiteren Baustein seines Netzwerkes Altenhilfe geschaffen. Anmeldungen können an das Caritas-Altenservicezentrum St. Martin, Tel. 09523 925-0 gerichtet werden.

Hausgemeinschaften für Senioren – was verbirgt sich dahinter?

Das neue Angebot richtet sich an alle Senioren, besonders aber an mittelschwer bis hochgradig demente Menschen. Sie leben in drei kleinen Hausgemeinschaften mit jeweils dreizehn Bewohnern. Die kleinräumige Architektur orientiert sich an einer Wohnung und ist für die von Demenz Betroffenen besonders wertvoll. Die Häuser sind ebenerdig mit direktem Zugang zu Garten und Innenhof, damit der Aufenthalt an der frischen Luft jederzeit möglich ist.

Jeder Bewohner verfügt über ein Einzelzimmer, zusätzlich gibt es in jedem der drei Häuser ein Doppelzimmer, alle sind mit einem kleinen Badezimmer ausgestattet. Die Bewohnerzimmer sind um eine so genannte „lebendige Mitte“ angeordnet – bestehend aus offener Wohnküche, Ess- und Wohnzimmer sowie Hauswirtschaftsraum, in dem gewaschen und gebügelt wird. Es gibt keine zentralen Einheiten wie Großküchen und Wäschereien. Die Bewohner der Hausgemeinschaften und die Mitarbeiter versorgen sich weitgehend selbst. Die Aktivitäten finden “rund um den Herd” statt. Wenn bettlägrige Bewohner den Wunsch haben, werden auch sie in die lebendige Mitte gebracht, um an der Gemeinschaft teilhaben zu können.

Leitbild „Familie“ – Alte Menschen brauchen Geborgenheit und Normalität

Das Hausgemeinschaftskonzept will das Leben möglichst familienähnlich gestalten und sich an dem orientieren, was die Bewohner in ihrem bisherigen Erwachsenenleben auch gerne getan haben. Das Leben in den Hausgemeinschaften ist sehr alltagsbezogen und verläuft folgerichtig wie in einem ganz normalen Haushalt: Tisch decken, Kaffee kochen, frühstücken, einkaufen, Mittagessen zubereiten, Tisch abräumen, Wäsche waschen, bügeln usw. Wer sich beteiligen möchte und kann, darf und soll dies tun, wer nicht kann, profitiert trotzdem durch die Anregungen, die diese Aktivitäten auch bei bloßer passiver Teilhabe mit sich bringen (Kaffeeduft, beobachten der Essensvorbereitungen).

Fachlich anspruchsvolle Pflege und Betreuung sind selbstverständlich

Dem hohen Hilfe- und Betreuungsbedarf der Bewohner wird durch kleine, familienähnliche Gruppen mit permanent anwesender Bezugsperson Rechnung getragen. Das Hausgemeinschaftssystem stellt sicher, dass der Alltag für pflegebedürftige und desorientierte ältere Menschen ähnlich wie in üblichen Haushalten abläuft, ohne dass auf fachlich anspruchsvolle Pflege und Betreuung sowie auf Sicherheit und Geborgenheit verzichtet werden muss. Durch die im Gegensatz zu herkömmlichen Alteneinrichtungen veränderte Architektur (keine großen Gruppen, keine langen Flure, Konzentration auf die lebendigen Mitten) sind die Mitarbeiter eher Bezugspersonen und leichter verfügbar für die Bewohner und Angehörigen. Ziel ist, auch für pflegebedürftige ältere Menschen in Heimen eine halbwegs normale Umwelt zu schaffen.

Informationen erteilt gerne das Caritas-Altenservicezentrum St. Martin in Hofheim (Tel. 09523 925-0)

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Anschrift:

An der Obermühle 2
97461 Hofheim

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Hausgemeinschaften für Senioren St. Anna, Hofheim

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Hausgemeinschaften für Senioren St. Anna, Hofheim - Presseartikel von German Schneider

Die lebendige Mitte lebt

Einblicke in die Wohngemeinschaft von St. Martin

HOFHEIM (GS) Alzheimer und Demenz – etwa eine Million Menschen ist in Deutschland von einer mittelschweren oder schweren Demenz betroffen. Jährlich kommen 200 000 dazu. Demenz ist aber auch eine Krankheit, die pflegende Familienangehörige belastet. Das Helfen wird zum Alptraum. Mit der Schaffung einer dreigliedrigen Wohngemeinschaft innerhalb des Caritas-Altenservice St. Martin wurde im Landkreis Haßberge eine Einrichtung mit Pilotcharakter geschaffen.

Die Einweihungsfeierlichkeiten sind vorbei. Am Silvestertag zogen sechs Frauen und drei Männer in den Flachbau, der sich zwischen Altenservice St. Martin, dem Krankenhaus und der Rotkreuzwache einschmiegt. Für Irene Kassulke, der Leiterin von St. Martin, und ihren Kolleginnen und Kollegen begann eine ganz spannende Sache. Das Besondere an der Wohngemeinschaft ist, dass jeweils 13 Bewohner wie in einer Großfamilie in den drei Wohnungseinheiten zusammen mit Pflegern und Personal Tag und Nacht erleben. Sie sollen eingebunden sein in das tägliche Leben und selbst mitreden können. Das begann gleich an Silvester. Feste Bett-Zeiten waren nicht vorgegeben. Zwei Bewohner hielten aus, stießen mit Irene Kassulke, Pflegedienstleiterin Ingrid Baum und Gerontofachkraft Theresa Lipka um Mitternacht auf das neue Jahr an. Caritas-Geschäftsführerin Anke Schäflein war ebenfalls bis 23.00 Uhr im Haus. Nach dem Trubel des Einzuges konnte an Neujahr der Alltag beginnen. Acht Tage später durften wir das Leben in der Wohngemeinschaft einmal aus nächster Nähe beobachten. Demenz kann jeden treffen, trotzdem outet sich niemand gerne als Betroffener. Aus diesem Grund wurden die Namen der Bewohner geändert.

Es riecht nach Kraut und neuen Möbeln. Ulrike Sudek, eine grauhaarige gepflegte Dame, sitzt in der lebendigen Mitte der Wohneinheit auf der Stuhlkante und schält Kartoffeln. Ab und zu greift sie in die Schüssel der bereits geschälten Kartoffeln, zieht eine heraus und fragt, wer diese geschält hat? Sie ist nicht zufrieden, schneidet nach. Als die Stationsleiterin Hildegard Berthold vorbei kommt, zeigt sie stolz ihr Werk. Damit erlischt aber ihr Elan, sie legt den Kartoffelschäler weg, mag einfach nicht mehr. Hildegard Berthold greift sich schnell den Schäler und vollendet die Arbeit. Am Herd arbeitet Helferin Helga Kuhn zusammen mit Bewohner Max Georgi. „Knöchli, Sauerkraut und Kartoffelbrei“ stehen auf dem Speiseplan. So haben es die Bewohner selbst bestimmt und waren auch mit dem Einwand, dass es doch an Neujahr Kassler mit den gleichen Zutaten gab, nicht davon abzubringen. Morgen stehen dann Rauchfleisch mit Bohnengemüse und Mehlklößen, am Freitag Tomatensuppe, marinierte Heringe und Kartoffeln und am Sonntag Jägerschnitzel mit Spätzli und Salat auf dem Küchenplan. Helga Kuhn, die Helferin ist keine Köchin, jedoch eine gestandene Hausfrau, die zwischendurch mal an den Tisch läuft und Anna Meier die Teetasse zum Mund führt und Veronika Grube Wasser ins Glas nachschenkt. Die beiden Damen sind an diesem Tag nicht so gut drauf. „Abnehmender Mond, da schlafen ältere Menschen schlecht“ diagnostiziert Irene Kassulke. Und auch Agathe Adam, sonst ständig auf Achse, ist wegen Durchfall gehandicapt. Gerade sie hat in den acht Tagen schon die größten Fortschritte gemacht. Irene Kassulke erzählt: „In St. Martin ist sie nur durch die Gänge geirrt, Ende letzter Woche begegnete ich ihr im Gang und sie erzählte mir stolz, dass sie nun Salat schneiden darf.“ Frühstück gibt es in der Wohngemeinschaft von 7.30 bis 10.00 Uhr. „Wer lange schlafen will, kann schlafen, wir wecken niemand“ sagt dazu Hildegard Berthold. Auch die Zeiten des Mittagessens sind variabel gehalten. Abendessenszeit ist zwischen 17.30 und 18.00 angesagt. Übrigens, eingekauft wird alles selbst, sogar Butter, Eier, Waschmittel und Backpapier. Zusammen mit einer Helferin ziehen die Bewohner los, um Kontakt zur Umwelt zu erhalten. Max Georgi lädt uns in sein Zimmer ein. An den Türen stehen die Namen, für manch einen Bewohner ist ein Symbol an die Tür geklebt. Gemütlich ist der Raum von Georgi. Bilder der Familie hängen an der Wand, Drucke von seiner Heimatstadt. Ein bequemer Sessel steht vor dem Fernseher. Der 75-Jährige ist zufrieden mit dem Heim, freut sich auch, dass er sich nützlich machen kann. Stolz zeigt er die Girlanden, die über dem Esstisch hängen, die von ihm und den Bewohnern gebastelt wurden. Am Samstag geht es zum Geburtstag des Schwagers, erzählt er strahlend. Apropos Geburtstag. Anna Meier hat an diesem Tag Geburtstag. Helga Kuhn singt ihr ein Ständchen: „Zum Geburtstag viel Glück“ und die Damen summen mit. Auf dem Sofa, etwas abseits von der lebendigen Mitte, hat es sich Peter Kraus gemütlich gemacht. Hildegard Berthold erinnert ihn daran, dass er sich rasieren könnte. „Heute nicht“ brummelt er vor sich hin und dies wird unwidersprochen hingenommen. Ein Blick durchs Fenster. Es regnet. Der Garten, der im Frühjahr ergrünen soll, saugt das Wasser auf. Noch ist das Vogelhäuschen, das Max Georgi vor seinem Fenster aufgestellt hat, nicht bevölkert. „Sie müssen sich erst daran gewöhnen“ stellt der Tierfreund fest. Kurzer Rückzug mit Irene Kassulke und Hildegard Berthold ins Dienstzimmer. Dort hängt ein großer Plan. Insgesamt wird in 13 Schichten teilweise überschneidend 24 Stunden Dienst getan. Tag und Nacht ist jemand auf der Hut, betreut die Menschen auch in der Nacht. Gerade da sind manche von ihnen aktiv, laufen durchs Haus. Was ist, wenn jemand nachts einen Kaffee will? „Dann wird er ihm gekocht“ sagt Irene Kassulke. Notiert werden alle Ereignisse. Da steht dann schwarz auf weiß, dass Agathe Adam Durchfall hatte und Max Georgi sein Zimmer von innen abgeschlossen hat. „Zuviel Frauen“ erklärt er augenzwinkernd seine persönliche Maßnahme. Kurz nach zwölf. Die Knöchli kommen auf den Tisch. Helga Kuhn hilft, die Knochen heraus zu lösen. Alle essen mit viel Appetit. Nachmittags ist Waschtag angesetzt, in jeder Wohngemeinschaft gibt es eine Waschmaschine. Die Bewohner können dann beim Bügeln helfen oder Wäsche zusammen legen. Da es keine festen Bettzeiten gibt, geht die Dienstzeit des Personals bis 23.00 Uhr. Die Pflegerinnen werden dann zu Animateuren, bieten Fernsehen, Brettspiele und ähnliches an. Geplant ist auch, dass die Wohngemeinschaften an den Aktivitäten von St. Martin teilnehmen. Um 23.00 kommt der Nachtdienst, der unter anderem die „Spaziergänger“ auf den Gängen betreut. 14 Mitarbeiter versorgen eine Gruppe, davon viele in Teilzeit. Für Irene Kassulke ist dies auch notwendig: „Wer ständig mit Demenzkranken arbeitet, muss entspannen, um wieder anspannen zu können.“ Sie ist genauso von der Konzeption überzeugt wie Caritas-Geschäftsführerin Anke Schäflein und hofft, dass bald alle zur Verfügung stehende Plätze in Hofheim belegt sind. Für interessierte Angehörige gibt es Schnupperbesuch oder Kurzzeitpflege. Interessierten Gruppen wie Seniorenkreise werden Veranstaltungen und Besichtigungen angeboten. Übrigens, das Wohnen in der Wohngemeinschaft kostet nicht mehr als der Aufenthalt im Altenheim St. Martin.

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