Der Caritasverband für den Landkreis Haßberge e.V. bemüht sich um pflegerische Fachkräfte aus dem Ausland
18 Monate nach ihrer Einreise von den Philippinen hält Frau Apigo ihr deutsches Diplom als Kranken- und Gesundheitspflegerin in der Hand. Obwohl sie in ihrem Heimatland sogar Pflege studiert hat und Berufserfahrung mitbringt, alle auferlegten Anerkennungskurse auf Anhieb bestanden hat, dauert die Anerkennung gefühlt eine Ewigkeit. Eine Ewigkeit, in der sie weder als Fachkraft aufgeführt, noch als solche bezahlt werden darf bzw. kann. Mit der Anerkennung ist Frau Apigo nun Pflegefachkraft im Altenservicezentrum St. Martin in Hofheim.
„Wir sind sehr froh darüber, dass Frau Apigo die Anerkennung nun hat und haben das gemeinsam mit den Kolleg*innen und Bewohner*innen gebührend gefeiert. Sie leistet wirklich gute Arbeit und hat sich toll ins Team integriert.“, freut sich Einrichtungsleiterin Melanie Schröder.
Das Anwerben ausländischer Pflegefachkräfte ist für den Caritasverband für den Landkreis Haßberge einer von vielen Bausteinen auf dem schweren Weg, dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen. Die unverständlich langen Prozesse der Fachkraftanerkennung – speziell in Bayern – sind hier nicht sonderlich hilfreich. Dabei sind 18 Monate vergleichsweise kurz. Andere ausländische Fachkräfte brauchen noch länger um ihre Anerkennung zu erhalten. Woran liegt das?
„Eine kräftezehrende Hürde sind die langen Wartezeiten auf Behördenreaktionen verschiedenster Anträge – vom sogenannten „Defizitbescheid“ des Regierungsbezirkes, über Termine in lokalen Ausländerbehörden bis zur endgültigen Urkundenausstellung nach bestandener Fachprüfung oder Ergebnismitteilung der anerkannten Sprachprüfzentren. Zum Glück konnte zumindest die Arbeitsagentur schnelle Unterstützung leisten.“, erklärt Angelika Schmidt, Fachbereichsleitung Altenhilfe beim Caritasverband Haßberge.
Ein weiteres Problem ist laut Angelika Schmidt auch die Erreichbarkeit der nötigen fachlichen Anpassungs- und Sprachkurse, die mit enormen Kosten, besonders für kleinere Arbeitgeber in ländlichen Regionen, verbunden sind. Hat der anwerbende Betrieb weder eine eigene Pflegeschule noch ein eigenes Sprachinstitut unter seinem Dach, kommt noch schlechter ÖPNV dazu, sind Kurse für Fachunterricht und Sprache kaum in Präsenz zu erreichen – und das Lernen in Präsenz ist elementar.
„Gerade angesichts dieser Schwierigkeiten: Frau Apigo ist aufs allerherzlichste willkommen und verdient höchsten Respekt, diesen Prozess ausgehalten und durchgehalten zu haben. Wir hoffen, sie macht damit anderen Mut. Leicht wird es ausländischen Fachkräften und rekrutierenden Unternehmen nicht gemacht. Wünschen würden wir uns hybride Sprach- und Fachlehrgänge, dezentrale Sprach- und Prüfungszentren und insgesamt ein schnelleres Anerkennungsverfahren“, resümiert Schmidt.